FOTO trifft NATUR animierte Spinne

Spinnen (Araneae)

Oft werden die Spinnen mit den Insekten in einem Atemzug genannt. Betrachtet man jedoch das äußere Erscheinungsbild der Spinnen genauer, so fallen einige deutliche Unterschiede auf:

  • der Körper ist zweigegliedert in Vorder- und Hinterkörper (Pro- und Opistosoma)

Große Gartenkreuzspinne
Abb. 1 Gartenkreuzspinne (Araneus diatematus)


  • am Prosoma befinden sich sechs Extremitätenpaare:
    • 1. Ep. = Cheliceren (Giftklauen)
    • 2. Ep. = Pedipalpen (Kiefertaster)
    • 3. - 6. Ep. = vier Laufbeinpaare
  • die Laufbeine sind in die sieben Abschnitte (Insekten sechs Abschnitte!) gegliedert:
    • Hüfte (Coxa)
    • Schenkelring (Trochanter)
    • Schenkel (Femur)
    • "Kniescheibe" (Patella; fehlt bei den Insekten!)
    • Schiene (Tibia)
    • Fußglieder (Tarsen).
  • Spinnen haben keine Komplexaugen
  • Spinnen besitzen zwei bis acht Augen
  • sie haben keine Fühler (Antennen)
  • sie haben Spinndrüsen am Hinterleib

Auch die systematische Einordnung ins Tiersystem zeigt, dass Spinnen und Insekten nicht zusammengefasst werden können. Beide gehören zum Stamm der Arthropoda (Gliederfüßer) und bilden hier die beiden Klassen der Arachnida (Spinnentiere) und der Insecta (Insekten).

Am Vorderkörper der Spinnen setzen die Extremitätenpaare an, im Inneren liegen die Giftdrüsen, der Saugmagen, die Extremitätenmuskulatur und das Zentralnervensystem; im Inneren des Hinterkörpers u. a. das Herz, die Buchlunge, die Spinndrüsen und außen die Spinnwarzen.

Eine Besonderheit der Spinnen ist die Art ihrer Nahrungsaufnahme. Verdauungssaft, welcher sezernierende Enzyme (Amylasen, Proteasen, Chitinasen) enthält, wird von der Spinne auf die Beute erbrochen (extraintestinale Verdauung: Vorverdauung außerhalb des Körpers). Die so verflüssigte Nahrung wird u. a. mit Hilfe des Saugmagens eingesaugt.

An dieser Stelle sollen noch zwei Vorurteile erwähnt werden, die sich sehr hartnäckig halten:

  1. Spinnen sind gefährliche Gifttiere
  2. Da Spinnen Giftdrüsen besitzen, sind sie aktiv giftige Tiere. Mit Hilfe von Giftklauen (Cheliceren) injizieren sie ihr Gift aus paarigen Drüsen in ihre Beutetiere.
    Aber: Die meisten Spinnen sind recht scheue Tiere, die eher flüchten als den Menschen zu beißen. Bedingt durch seine Größe, passt er auch nicht so recht in ihr Beutespektrum. Nur in besonderen Situationen (Einengung, Fortpflanzungszeit) werden die Spinnen "aggressiv" und überwinden ihre Menschenscheu. Während der Fortpflanzungszeit z. B. sind es vor allem die Weibchen, die zubeißen.
    Mit ihren Cheliceren können die meisten der einheimischen Spinnen jedoch die menschliche Haut nicht durchdringen. Nur der Dornfinger (Cheiracanthium punctorium: er ist selten anzutreffen und vorwiegend auf Wärmeinseln, z. B. Kaiserstuhl, beschränkt) und die Wasserspinne (Argyroneta aquatica) gelten in Deutschland als potentiell gefährlich. Der Biss des Dornfingers erzeugt stechende, heftig brennende Schmerzen. Schüttelfrost, Beklemmungsgefühle, Übelkeit und Erbrechen sind bekannt. Die Bissstelle ist längere Zeit gerötet und geschwollen, Eiterungen können auftreten. Seltener sind Nekrosen an der Bissstelle.
    Doch wie auch bei Bienen- oder Wespenstichen können bei Allergikern starke allergische Reaktionen, die behandelt werden müssen, auftreten.

  3. Spinnen sind ekelig!
  4. Ein Spinnenfreund/-interessierter kann nur schwer nachvollziehen, woher dieser Ekel rührt. Für den Menschen sind die Spinnen recht nützliche Tiere, welche nicht nur im Haus viele Schadinsekten vertilgen.
    Meist scheint der Ekel wohl anerzogen zu sein und bezieht sich auf die sehr häufig in unseren Wohnungen anzutreffenden "dicken schwarzen Spinnen" (Amaurobius fenestralis: Fensterspinne), die schnell über den Teppich sprintenden Hauswinkelspinnen (Tegenaria spec.) oder die unter der Decke hängenden Zitterspinnen (Pholcidae, oft verwechselt mit Weberknechten, Phalangiidae), die ein stark verzweigtes Gewebe spinnen.

Literatur

Bellmann, H. (1997): Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas. Franckh-Kosmos Verlag GmbH & Co., Stuttgart
Daunderer, M. (1995): Lexikon der Pflanzen- und Tiergifte. ecomed verlagsgesellschaft AG & Co. KG, Hamburg
Jones, D. (1990): Der Kosmos-Spinnenführer, 4. Aufl. Franckh´sche Verlagsbuchhandlung, W. Keller & Co., Stuttgart
Foelix, F. R. (1992): Biologie der Spinnen, 2. Aufl. Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Habermehl, G. G. (1987): Gift-Tier und ihre Waffen, 4. Aufl. Springer-Verlag, Berlin

Fotos von Spinnen in der Galerie