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Flechten (Lichenes)

Die Flechten bilden eine Lebensgemeinschaft aus einer Pilz- und einer Algenart. Der "Pilzpartner" wird als Mycobiont, der "Algenpartner" als Phycobiont bezeichnet. Fast alle an der Flechtenbildung beteiligten Pilze gehören zu den Schlauchpilzen (Ascomycetes). Unter den Algen findet man vorwiegend Grünalgen (Chlorophyceae) und nur wenige Blaualgen (Cyanophyceae).
Das Erscheinungsbild (Gestalt) der Flechten wird als Lager oder Thallus bezeichnet. Sind Pilz und Alge gleichermaßen am Aufbau des Lagers beteiligt, spricht man von einem homöomeren Thallus. Umhüllt der Pilz mit seinem Pilzgeflecht (Hyphen) in einer bestimmten Region (welche dann als Algenschicht bezeichnet wird) mehrere einzellige oder selten mehrzellige Algen, spricht man von einem heteromeren Thallus.
Die zwischen Pilz und Alge gebildete Lebensgemeinschaft stellt eine morphologische und physiologische Einheit dar und wird als Symbiose bezeichnet. In ihr profitieren beide Partner voneinander: der Pilz erhält die für ihn notwendigen Kohlenhydrate von der Alge, welche wiederum vor intensivem Wasserverlust und direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist.
Bezogen auf ihren Thallus unterteilt man die Flechten grob in drei Typen:

  • Krustenflechten: die ganze Flechte ist krustenartig mit dem Untergrund/Substrat verwachsen. Sie haben keine speziellen Haftorgane und können nicht als ganze Pflanze vom Substrat abgelöst werden.
  • Laubflechten: blattähnlicher, flächenförmiger Thallus, der nur locker mit einzelnen Haftorganen auf dem Substrat befestigt ist.
  • Strauchflechten: alle Arten, die mehr räumlich (bevorzugt wird ein Längenwachstum) als flächig wachsen. Sie sind meist nur an einer Stelle mit dem Substrat verbunden.

Flechten wachsen langsam und können Jahre bis Jahrhunderte überleben. Dies ist zum einen bedingt durch den sich ständig wechselnden Wasserhaushalt der Flechten, welcher mit einem Wechsel von Ruhe- und Aktivitätsphase einhergeht. Denn Flechten können ihren Wasserhaushalt nicht selbständig regeln, d. h. weder aktiv Wasser aufnehmen noch sich vor Verdunstung schützen. Trockene Phasen bedeutet für die Flechten, dass sie ihren Stoffwechsel bis auf ein Minimum herunterfahren. Diese Unfähigkeit ständig stoffwechselaktiv zu bleiben, ist eine wesentliche Eigenschaft der Flechten. Zum anderen macht die Alge nur einen kleinen Teil an der Gesamtmasse (10%) aus und muss trotzdem den großen Pilzanteil miternähren. So steht nur ein geringer Anteil an energiereichen Verbindungen für das Wachstum zur Verfügung.

Flechten sind empfindliche Zeigerpflanzen für Umweltveränderungen (z. B. Luftverschmutzung).

Literatur

Kirschbaum, U., Wirth, V. (1997): Flechten erkennen, Luftgüte bestimmen. Ulmer, Stuttgart.
Kremer, B. P., Muhle, H. (1991): Steinbachs Naturführer; Flechten, Moose, Farne. Mosaik-Verlag GmbH, München.
Rothmaler, W. (1983): Exkursionsflora, Bd. 1 Niedere Pflanzen. Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin.
Strasburger, E. (1983): Lehrbuch der Botanik, 32. Aufl. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart.
Wirth, V., Düll, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose. Ulmer, Stuttgart.

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